Erektile Dysfunktion – Erektionsstörungen
Was ist eine erektile Dysfunktion (ED)?
Unter erektiler Dysfunktion versteht man eine Erektionsstörung. Der betroffene Patient beklagt, dass seine Erektion nicht die gewohnte Stärke hat, zu kurz anhält oder nicht wunschgemäss zustandekommt.
Die Erektionsstörung ist eine häufige Erkrankung
Gelegentlich sind bereits jüngere Patienten betroffen, die Häufigkeit nimmt jedoch ab dem Alter von 40 Jahren zu. In der Altergruppe ab 50 Jahren leiden 15% der Männer darunter, ab dem Alter von 60 Jahren sind es bereits über 25% der Männer.
Was ist das richtige Vorgehen für einen Patienten mit einer erektilen Dysfunktion?
Eine medizinische Abklärung ist immer eine gute Idee. Erektionsstörungen können verschiedene Ursachen haben, die mit einem Patientengespräch, einer Blutanalyse und einem Untersuch identifiziert werden können. Ich rate Ihnen ausdrücklich davon ab, auf eigene Faust Potenzpillen auf zweifelhaften Webseiten zu kaufen, ohne Nachforschungen zur Ursache der Erektionsstörung gemacht zu haben. Einerseits ist der Parallelimport von rezeptpflichtigen Medikamenten illegal, andererseits wissen Sie nicht, was die Tabletten überhaupt enthalten. Zudem ist die Kombination dieser Medikamentengruppe mit bestimmten anderen häufig verschriebenen Medikamenten sogar gefährlich.
Eine Erektionsstörung kann ein Warnsignal sein
Eine Erektionsstörung ist am häufigsten Ausdruck einer Gefässerkrankung. Besonders oft sind Diabetiker davon betroffen. Risikofaktoren für Gefässerkrankungen wie Bluthochdruck, erhöhtes Cholesterin und Zuckerspiegel sollten untersucht werden. Wenn ein Gefässgebiet – bei der Erektionsstörung sind es die Schwellkörper – erkrankt ist, könnte auch ein anderes Gefässgebiet, z.B. die Herzkranzarterien betroffen sein. Allenfalls ist sogar eine Anmeldung beim Herzspezialisten zu empfehlen.
Weitere Ursachen sind verschiedene Medikamente, aber auch Alkohol oder Substanzkonsum (Cannabis, Amphetamine) können zur Erektionsstörung beitragen. Schliesslich sind Hormonstörungen nicht zu vergessen, z.B. eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse. Bei jüngeren Patienten kann auch ein psychischer Faktor der Auslöser sein.
Die korrekte Abklärung der erektilen Dysfunktion
Einerseits gehört ein medizinisches Gespräch dazu, andererseits eine Blutanalyse und gegebenenfalls weitere Untersuche. Mit Hilfe des Fragebogens IIEF (international index of erectile function) kann der Schweregrad der Erektionsstörung eingeschätzt werden. Die Blutanalyse beinhaltet u.a. die Messung verschiedener Hormone, der Nüchternglucose, des Cholesterins und des PSA.
Die richtige Behandlung auswählen
Als first-line Therapie gilt die Verschreibung von PDE5-Inhibitoren, also die bekannten Medikamente Viagra®, Levitra® und Cialis® bzw. deren Generika. Bei der Verschreibung muss allerdings auf die übrige Medikation des Patienten geachtet werden, da Interaktionen zwischen den Medikamenten möglich sind.
Als nächste Alternative steht die Anwendung von Prostaglandinen zur Verfügung, z.B. das System MUSE® oder Caverject®. Diese Medikamente bewirken eine Erektion, die je nach Präparat unterschiedlich schnell eintritt bzw. unterschiedlich lange anhält. Eine Alternative dazu ist die Behandlung mit Stosswellen (shock wave) und PRP (platelet-rich plasma). Die Stosswellentherapie wird in der Medizin schon lange eingesetzt, z.B. bei Sehnenentzündungen oder Verkalkungen der Sehnen. Sie besitzt aber auch Regenerationskraft für die Blutgefässe.
Das PRP wird aus einer Eigenblutentnahme gewonnen. Durch Zentrifugation trennen sich das rote Blut und das Blutplasma, das danach in die Schwellkörper des Penis injiziert wird. Die Injektion ist weit weniger schmerzhaft, als der Patient es sich vorstellt.
Für beide Therapien ist in Studien die positive Wirkung auf die Erektion belegt. Jedoch existiert noch kein international anerkanntes Anwendungsprotokoll. Ich stütze mich auf die Erfahrung meines ärztlichen Kollegen aus der Urologie, Dr. med. Altwegg aus Genf (www.policlinique-helvetique.ch) , bei dem ich die theoretischen und praktischen Grundlagen der Therapie gelernt habe. Seine Patienten reisen aus der ganzen Welt an, um von seinem Expertenwissen über die erektile Dysfunktion zu profitieren.
Patienten mit einer mittleren bis höheren Punktezahl im IIEF (international index of erectile function) haben gute Erfolgsaussichten mit dem untenstehenden Behandlungsprotokoll. Die positive Wirkung dürfte für ein paar Jahre anhalten, aber nicht für immer. Leidet ein Patient jedoch an einer sehr ausgeprägten Erektionsstörung, ist von einer Behandlung abzuraten. Die Erfolgsaussichten wären leider gering.
Das Behandlungsprotokoll mit PRP und Shockwave
Ein vollständiges Behandlungsprotokoll dauert 9 Wochen und beinhaltet 12 Sitzungen Stosswellentherapie und einzelne PRP-Injektionen. Eine Behandlung mit Stosswellentherapie alleine ist möglich, die Kombination mit PRP verspricht jedoch mehr Erfolg.
Die einzelne Sitzung mit Shockwave dauert etwa 20 Minuten. Für die Vorbereitung des PRP braucht es eine normale Blutentnahme von 30ml, die Zentrifugation dauert wenige Minuten, die Injektion ist ebenfalls in wenigen Minuten gemacht.
Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten?
Die Stosswellentherapie ist schmerzfrei und verursacht lediglich spürbare Vibrationen. Die Injektionen von PRP können Hämatome (Blutergüsse) auslösen. Bei Einnahme von Antikoagulantien (Marcoumar®, Xarelto®, Eliquis®, Lixiana®) ist Vorsicht geboten.
Wie hoch sind die Kosten für eine vollständige Behandlung? Welcher Teil wird von der Krankenkasse übernommen?
Die Konsultationen und etwaige Laboranalysen sind durch die Grundversicherung gedeckt. Der Kostenanteil für den Patienten berechnet sich nach seinen individuellen Versicherungsbedingungen bezüglich seiner Franchise und Selbstbehalt. Die Stosswellentherapie und PRP-Injektionen gehen jedoch zu Lasten des Patienten, weil dafür noch kein anerkanntes Behandlungsprotokoll besteht. Die Gesamtkosten liegen bei etwa 4300.- CHF.
Ist die Behandlung mit Shockwaves und PRP für jede Erektionsstörung geeignet?
Nein. Diese Therapie ist bei erektiler Dysfunktion geeignet, die durch eine Gefässerkrankung entstanden ist. Ist die Erektionsstörung hingegen Folge eines Wirbelsäulentraumas oder einer Hormonstörung, hat sie keine positive Wirkung für den Patienten.
Führt die Behandlung mit Stosswellen oder die PRP-Injektion zu einer Verlängerung des Penis?
Manche Patienten erklären, dass es zu einer leichten Längenzunahme des Penis gekommen sei. Es handelt sich aber nicht um das Behandlungsziel, den Penis zu vergrössern. Dazu wäre ein operativer Eingriff notwendig. Allenfalls könnte durch die Stosswellen und PRP eine geringfügige Längenzunahme erreicht werden. PRP verbessert aber in jedem Fall die Durchblutung der Schwellkörper, was sich positiv auf die Funktionsfähigkeit des Penis auswirkt.