Morbus Peyronie, Peyronie’s disease
Der Morbus Peyronie ist eine Erkrankung des Bindegewebes des Penis. Die Tunica albuginea, die derbe Bindegewebshülle der Schwellkörper, entwickelt fibrotische Plaques. Die betroffenen Patienten spüren Verdickungen unter der Haut, die zeitweise schmerzhaft sein können und manchmal zur Deviation des Penis führen, der bei der Erektion eine Verbiegung zeigt. Erektionsstörungen können als Folge der Erkrankung auftreten.
Benannt ist die Erkrankung nach ihrem Erstbeschreiber Francois Gigot de la Peyronie, dem Hofarzt von König Louis XIV.
Morbus Peyronie kommt häufiger vor als gedacht
Die Erkrankung wurde früher als Rarität gesehen, tatsächlich scheint die Häufigkeit ein Vielfaches höher zu sein. Je nach Studie sind 3-16% der Männer davon betroffen, der Durchschnitt liegt bei etwa 5%. Die Erkrankung bleibt aus verschiedenen Gründen oftmals unbehandelt. Bei der Konsultation erwähnen manche Patienten erwähnen das Problem nicht, weil es ihnen unangenehm ist, darüber zu sprechen. Andere leiden an einer Erektionsstörung, die sie als altersbedingt akzeptieren, und bemerken demzufolge auch keine Verformung des Penis, die im schlaffen Zustand nicht sichtbar ist.
Risikofaktoren für die Entwicklung des M. Peyronie
Eine klare Korrelation besteht lediglich mit dem M. Dupuytren, einer anderen Bindegewebserkrankung. Diese führt zur übermässigen Bildung von kollagenen Fasern in der Handfläche, wo schmerzhafte Kontrakturen der Finger entstehen können.
Die kardiovaskulären Risikofakten, also Diabetes mellitus, Nikotinkonsum, Bluthochdruck etc. führen eher zu einer Erektionsstörung, als dass sie Auslöser für den M. Peyronie wären.
Der Verlauf der Peyronie-Krankheit
Die genauen Ursachen des M. Peyronie bleiben immer noch unbekannt. Vermutet wird ein Zusammenspiel aus genetischer Prädisposition, Mikrotraumata und Sauerstoffmangel im Gewebe. Die zugrundeliegenden fibrotischen Plaques sind lokale Verdichtungen des Bindegewebes. Diese liegen an der Oberfläche der Schwellkörper und enthalten übermässig viel Kollagen und beschädigte elastische Fasern. Kleine Verletzungen, die mutmasslich beim Geschlechtsverkehr entstehen, führen zu einer überschiessenden Wundheilung. Dadurch entstehen die fibrotischen Plaques, die manchmal sogar Kalkeinlagerungen zeigen. Schmerzen treten am ehesten während einer Erektion auf.
In der aktiven Phase der Erkrankung treten Schmerzen und Formveränderungen auf, während in der chronischen Phase ein stabiler Zustand erreicht ist. Deformationen verändern sich dabei nicht mehr.
Nur bei einer Minderheit von 12% heilt die Erkrankung spontan aus. Bei etwa 40% der Patienten nimmt die Penisdeformation zu, bei den übrigen ca. 50% erreicht die Deformation einen stabilen Zustand. Die Mehrheit der Deformationen liegt dorsal (Penisrücken), manchmal seitlich, und selten ventral (Unterseite des Penis).
Die Diagnose wird in erster Linie klinisch gestellt, d.h. die Beschwerden des Patienten, tastbare Verhärtungen am Penis und Formveränderungen. Falls Zweifel an der Diagnose bestehen, kann ein Ultraschalluntersuch weitere Informationen liefern.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es beim M. Peyronie
– zu Beginn der aktiven Phase: in den ersten drei Monaten nach Auftreten soll zurückhaltend behandelt werden. Herkömmliche Analgetika vom Typus NSAR (Irfen, Brufen etc.) zur Behandlung der Schmerzen; Pentoxifyllin als unspezifischer Phosphodiesterasehemmer reduziert die Fibrosebildung;
– sobald sich die Erkrankung stabilisiert hat, wirken Injektionen mit PRP (platelet-rich plasma) positiv auf die Krankheit, die letztlich als Wundheilungsstörung gilt. Die Stosswellentherapie verbessert die Regeneration der Blutgefässe und die Wundheilung.
Andere Substanzen (Vitamin E, Potaba, Colchicin, Tamoxifen) haben nur geringe Wirksamkeit und teils grössere Nebenwirkungen.
Alternativ stehen Injektionen mit Kollagenase zur Verfügung, die die Plaques in ihrer Grösse reduzieren kann, aber keinen Einfluss auf eine etwaige Deformität hat. Kollagenase als Medikament ist jedoch sehr teuer und birgt Risiken. Bestrahlung mit Röntgenstrahlen hat keine Wirkung gezeigt.
– in der chronischen Phase: ist die Erkrankung seit langem zum Stillstand gekommen, sind die Stosswellentherapie oder PRP-Injektionen nicht mehr empfehlenswert. Bei Deformitäten mit einem Winkel von bis zu 30° ist eher ein abwartendes Vorgehen zu empfehlen. Injektionen mit Kollagenase in Kombination mit Traktionstherapie kann eine Verbesserung bringen, die Studien dazu sind aber nicht überzeugend. Zudem ist das Medikament kostspielig und beinhaltet Risiken. Bei schweren Deformationen über 30°, «Sanduhr»-Deformation oder schweren Erektionsstörungen kann eine chirurgische Behandlung notwendig sein.
Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten?
Die Medikation mit NSAR und Pentoxyfillin wird in der Regel gut vertragen, dennoch sind individuelle Kontraindikationen zu beachten. Die Injektionen von PRP können Hämatome (Blutergüsse) auslösen. Bei Einnahme von Antikoagulantien (Marcoumar®, Xarelto®, Eliquis®, Lixiana®) ist Vorsicht geboten.
Wie hoch sind die Kosten für eine vollständige Behandlung? Welcher Teil wird von der Krankenkasse übernommen?
Die Konsultationen und etwaige Laboranalysen sind durch die Grundversicherung gedeckt. Der Kostenanteil für den Patienten berechnet sich nach seinen individuellen Versicherungsbedingungen bezüglich seiner Franchise und Selbstbehalt. PRP-Injektionen gehen jedoch zu Lasten des Patienten, weil dafür noch kein anerkanntes Behandlungsprotokoll besteht.